Die A. Lange & Söhne 1815 Up/Down, ausgestattet mit einer markanten “ab/auf”-Gangreserveanzeige, hat das zurückhaltende Styling, für das die Marke bekannt ist. Geben wir ihr einen Daumen nach oben oder einen Daumen nach unten? Finden Sie es heraus in diesem Test aus den WatchTime-Archiven.

Die Gangreserve ist der Rodney Dangerfield unter den Komplikationen: Sie wird nicht sehr respektiert. Sie ist zwar nicht so cool wie ein Chronograph oder so schön wie eine Mondphase, aber sie liefert lebenswichtige Informationen, die jeden Tag gebraucht werden. In früheren Zeiten konnten leere Zeitmesser Leben kosten – man denke nur an Zugunglücke und verlorene Schiffe. Heute sind die Folgen vielleicht nicht mehr so schlimm, aber sie können unangenehm und peinlich sein. Trotzdem ist es gut zu wissen, wann der Tank zur Neige geht.

Die 1815 Up/Down wird als Inbegriff des modernen Lange bezeichnet, weil sie traditionelle Aspekte der Taschenuhren der Marke aufgreift.

Die A. Lange & Söhne 1815 Up/Down in unserem Test ist ein neues Modell, aber es ist nicht die erste Version dieser Uhr. Das Original wurde von 1995 bis 2007 produziert. Das “1815” im Modellnamen steht für das Geburtsjahr des Firmengründers Ferdinand A. Lange. Die 1815 Up/Down wird als Inbegriff der modernen Lange-Uhr bezeichnet, weil sie traditionelle Aspekte der Taschenuhren der Marke aufgreift. Lange-Uhren haben eine Gangreserveanzeige, seit das Unternehmen 1879 ein Patent für eine frühe Version erwarb.

Lange 1815 Up/Down - angle

Was auch immer die Inspiration war, die Ästhetik der 1815 Up/Down ist Lange pur. Schon ein Blick auf das Zifferblatt verrät Kennern, dass Sie etwas Besonderes tragen. Aber der Look soll informieren, nicht beeindrucken. Die hervorstechenden arabischen Ziffern und die Minutenskala der Eisenbahnschienen sowie die Zeiger aus gebläutem Stahl, die in die zugehörigen Schienen hineinragen, sorgen für hervorragende Ablesbarkeit bei Tageslicht. Wie es sich für eine Anzuguhr gehört, verfügt dieser Zeitmesser über keine Leuchtmasse, die das Ablesen in der Nacht erleichtert.

Das vordere Glas ist ein leicht gewölbtes Saphirglas. Dahinter befindet sich das argentinisch plattierte, massiv silberne Zifferblatt mit einer dezent versenkten Mitte. Die Oberfläche des Zifferblatts hat eine angenehme, matte Textur.

A. Lange & Sohne 1815 Up/Down - front
Die neue Lange 1815 Up/Down ist größer als das Original, ebenso wie das Uhrwerk.

Das Gehäuse misst klassische 39 mm im Durchmesser und ist 8,9 mm dick. Das ist eine Steigerung gegenüber den 35,9 x 7,9 mm des ursprünglichen Modells, obwohl sich Modebewusste vielleicht etwas Größeres wünschen. Die neue Up/Down ist einen Millimeter kleiner als die aktuelle 1815 ohne Gangreserve. Ein weiterer Unterschied – die Up/Down hat eine kleine Lippe, wo die Lünette auf das Gehäuse trifft; ebenfalls eine Anspielung auf das Taschenuhrendesign. Das hochwertig verarbeitete Gehäuse ist vollständig poliert, im Gegensatz zum ursprünglichen Modell, bei dem das Gehäuseband und der Gehäuseboden satiniert waren. Die Krone hat eine angemessene Größe und ist leicht zu greifen, obwohl sie eng am Gehäuse anliegt und am besten mit dem Fingernagel von unten herausgezogen wird. Das Aufziehen der Uhr fühlt sich an wie Butter (sprechen Sie miteinander), und das Einstellen der Uhrzeit erfolgt leicht und sanft, ohne jegliches Spiel. So fühlt sich Qualität an.

Das 1815 Up/Down-Uhrwerk, bekannt als Kaliber L051.2, steht im Einklang mit der Lange-Tradition und weicht doch von ihr ab.

Diese Uhr ist sehr angenehm zu tragen. Die überschaubare Größe und das Gewicht von 77 Gramm machen sie kaum spürbar. Die geschwungenen, tief angesetzten Bandanstöße sorgen für einen guten Sitz. Während unseres Tests blieb die Uhr an Ort und Stelle und rutschte nicht am Handgelenk herum.

A. Lange & Sohne 1815 Up/Down - side
Das geringe Gewicht und die klassische Größe sorgen für eine bequeme Passform.

Der Riemen ist ein handgenähtes Krokodil von höchster Qualität. Insbesondere die Kanten des Bandes sind sehr gut verarbeitet. Das Band war nur leicht steif aus der Box, und es schnell erweicht. An meinem 7¾-Zoll-Handgelenk befand sich das Band im vorletzten Loch, so dass Personen mit größeren Handgelenken möglicherweise ein extra langes Band benötigen. In der Abteilung “Liebe zum Detail” sind die Federstege passend zum Gehäuse beschichtet.

Auch die Dornschließe ist handwerklich gut verarbeitet. Die Zunge ist gefräst, nicht gestanzt. Der Rahmen der Schließe ist nicht einfach geformt, sondern enthält Winkel und Rundungen, die ihm ein unverwechselbares Aussehen verleihen. Lange verstärkt den Rahmen der Schließe mit einer zusätzlichen Querstrebe, die parallel zum Federsteg verläuft. Dadurch wird die Schließe verstärkt, aber unserer Erfahrung nach wurde dadurch ein normalerweise automatischer Vorgang – das Einfädeln des Bandendes in die Schließe – in einen Vorgang verwandelt, der ein wenig Aufmerksamkeit erfordert. Das Muskelgedächtnis hasst Überraschungen.

Das 1815 Up/Down-Uhrwerk, bekannt als Kaliber L051.2, steht im Einklang mit der Lange-Tradition und weicht doch von ihr ab. Es folgt dem Vorbild der Saxonia Thin. Dreht man die Uhr um und blickt durch den Sichtboden, wird man nicht mit einer massiven, ausladenden Dreiviertelplatine begrüßt, sondern mit einer Konstruktion, die ästhetische und praktische Vorteile bietet. Ästhetisch antwortet das Uhrwerk auf Lange-Kritiker, die die Dreiviertelplatine mit einem Trenchcoat an Kate Upton vergleichen. Lange lüftet den Schleier ein wenig, indem er die Sperrklinke, das Sperrad und das Kronrad freilegt, was dem Werk einen gewissen optischen Reiz verleiht. Diese Konstruktion reduziert auch die Dicke des Uhrwerks, oder, wie Colin Chapman gesagt haben könnte, sie macht es schlanker.

The strap and buckle are well-made and comfortable.
Das Armband und die Schnalle sind gut verarbeitet und bequem.

Ansonsten steht das Werk in der Tradition von Lange. Die Platinen sind aus Neusilber – einer Legierung aus Kupfer, Nickel und Zink. Dieses Metall hat eine besondere Farbe, und die Glashütter Riffelung bietet ein nahezu 3D-Erlebnis ohne die komische Brille. Die Platinen sind unbehandelt, und mit der Zeit oxidiert das Metall langsam und nimmt eine goldgelbe Patina an. Uhrmacher, die das Werk warten, müssen vorsichtig sein, denn das weiche Metall kratzt leicht. Die Kanten der Platinen sind abgeschrägt und poliert, und die freiliegenden Aufzugsräder haben ein Finish, das Lange als solarisiert” bezeichnet, was einem Sonnenstrahl-Finish ähnelt, bei dem aber keine geraden, sondern gebogene Linien vom Mittelpunkt ausgehen. Die Edelsteine sind in hochglanzpolierte Goldchatons gefasst, die mit hitzebehandelten blauen Schrauben befestigt sind.

Was die Zeitmessung betrifft, so hat die 1815 Up/Down sehr gut abgeschnitten. Bei vollem Wind betrug die durchschnittliche Abweichung der Geschwindigkeit in sechs Positionen 0,7 Sekunden.

Auch der Mechanismus der Gangreserve folgt der Familientradition. Das Planetengetriebe, das die Anzeige antreibt, geht auf ein Patent zurück, das F.A. Langes Enkel Otto Lange 1940 erhielt. Die Konstruktion spart Platz und wurde schon zu Otto Langes Zeiten in schlanken Taschenuhren eingesetzt.

Unterhalb der Schlagregulierung und der Peitschenfeder befindet sich der Unruhkloben, der von Hand mit einem floralen Motiv graviert ist, das die zentrale Schraube umgibt und der Form des Klobens folgt. Wie ein Fingerabdruck ist die Gravur auf jeder Uhr einzigartig, auch wenn das Thema dasselbe ist. Bei Lange können die Graveure auf einen Blick erkennen, wer von ihnen ein bestimmtes Stück geschaffen hat. Lange beschäftigt derzeit sechs Graveure, deren Arbeit von einer Stunde für einen kleinen Unruhkloben bis zu einer ganzen Woche für einen massiven Gehäuseboden dauern kann. Die Ausbildung dauert drei Jahre, und man braucht Geduld und eine ruhige Hand.

Dieses neue 1815 Up/Down-Uhrwerk ist nicht einfach ein wiederaufgeheiztes L942.1 – das Kaliber des Originalmodells. Das L051.2 hat andere Abmessungen – der Durchmesser wurde um 5 mm vergrößert, so dass es gut in das größere Gehäuse des neuen Modells passt, was immer gut zu sehen ist. (In den höchsten Preisklassen ist ein kleines Uhrwerk in einem großen Gehäuse eine ziemlich große Ersparnis). Die Gangreserve wurde ebenfalls erhöht, und zwar von ursprünglich 45 auf 72 Stunden, und die Anzahl der Steine stieg von 27 auf 29. Wenn die Gangreserve das Ende der Stunde 72 erreicht, bleibt der Sekundenzeiger des neuen Modells genau bei Null stehen. Das Up/Down-Uhrwerk besteht aus 57 Teilen mehr als das 1815 ohne Gangreserve, ist aber immer noch 4,6 mm dick wie das einfachere Modell.

The movement answers critics who feel the three-quarter plate is boring.
Das Uhrwerk antwortet auf Kritiker, die die Dreiviertelplatte für langweilig halten.

Was die Zeitmessung angeht, hat das 1815 Up/Down sehr gut abgeschnitten. Wir haben insgesamt acht Zeitmessungstests durchgeführt. Vier davon auf der Witschi-Maschine und drei auf einem Uhrenbeweger, wobei wir die angezeigte Zeit mit einer Funkuhr verglichen. (Der Aufzug hielt die Handaufzugsuhr einfach in Bewegung, um das Tragen zu simulieren.) Im letzten Test haben wir die Zeitmessung am Handgelenk vorgenommen.

Beim Witschi haben wir die Leistung bei vollem Wind sowie nach 24, 48 und 70 Stunden überprüft. Bei vollem Wind betrug die durchschnittliche Abweichung der Geschwindigkeit in sechs Positionen 0,7 Sekunden. Nach 70 Stunden war sie fast gleich: 0,6 Sekunden. Die größte Abweichung der Geschwindigkeit betrug 7,4 Sekunden bei vollem Wind und 5,1 Sekunden nach 70 Stunden. Die vollständigen Ergebnisse der Witschi-Zeitmessung sind in der Box “Specs” aufgeführt.

Wenn man die Uhr in Bewegung setzt, verbessert sich ihre Leistung. Auf einem Aufzug und gemessen an einer Funkuhr zeigte die Up/Down in den ersten 48 Stunden keine Abweichung von der tatsächlichen Zeit, und nach 70 Stunden war sie vier Sekunden langsamer.

Wir haben die Uhr 24 Stunden lang am Handgelenk getestet, und wie schon beim Aufziehen war die Zeitmessung absolut perfekt.

Auch wenn manche sie als einfache Uhr betrachten mögen, bietet die 1815 Up/Down viel und erreicht viel. Die Ästhetik ist Lange pur und kaum zu beanstanden. Die Ablesbarkeit ist hervorragend, und die Zeitmessung am Handgelenk und am Aufzug nähert sich der Perfektion. Es mag stimmen, dass eine Sache, je einfacher sie ist, umso leichter zu perfektionieren ist. Wir wollen nicht behaupten, dass die 1815 Up/Down einfach perfekt ist, aber sie ist nahe dran.

SPEZIALIEN
Hersteller: Lange Uhren GmbH, Altenberger Straße 12, D-01768, Glashütte, Deutschland
Kennziffer: 234.032
Funktionen: Stunden, Minuten, kleine Sekunde, Gangreserveanzeige
Uhrwerk: Kaliber L051.2, Handaufzug, 21.600 U/min, 29 Lagersteine, Incabloc-Stoßsicherung, Glucydur-Unruh, Schwanenhals-Feinregulierung, handgravierter Unruhkloben, Durchmesser = 30,6 mm, Höhe = 4,6 mm, 72 Stunden Gangreserve
Gehäuse: Roségold, Saphirglas, sechs Schrauben halten den Boden, Ausstellungsboden mit Saphirfenster, wasserdicht bis 30 Meter
Band und Schließe: Handgenähtes Krokodilband, Dornschließe aus Roségold
Gangresultate: (Abweichungen in Sekunden pro 24 Stunden, vollständig aufgezogen und nach 24/48/70 Stunden)
Zifferblatt aufwärts +3,8/+5,3/+4,2/+3,5
Zifferblatt abwärts -1,6/-0,2/-1,4/-1,2
Krone aufwärts -3,6/+1,8/-1,3/-1,6
Krone unten +2,5/+5,1/+3,5/+2,5
Krone links +2,6/+5,3/+2,0/-0,1
Krone rechts +0,4/+3,0/+1,4/+0,4
Größte Abweichung der Rate 7,4/5,5/5,6/5,1
Mittlere Abweichung +0,7/+3,4/+1,4/+0,6
Durchschnittliche Amplitude:
Flache Positionen 290°/267°/282°/308°
Hängende Positionen 257°/231°/247°/270°
Abmessungen: 39 mm, Höhe = 8,9 mm, Gewicht = 77 Gramm
Variationen: Gelbgold ($27.400*); Weißgold ($28.600*)
Preis: $27.400*
Zeittests durchgeführt von Wempe Jewelers, New York City

PUNKTE
Armband und Schließe (max. 10 Punkte): Ein sehr gut verarbeitetes Armband und eine sehr gut verarbeitete Schließe, bei denen die Muskeln neue Tricks lernen müssen. 9
Bedienung (5): Einfache Bedienung mit gutem Gefühl; ein Maßstab, an dem andere gemessen werden können. 5
Gehäuse (10): Ausgezeichnete Ausführung mit feinen Details und Finish. 9
Gestaltung (15): Lange pur. Die Platzierung der Ziffernblätter mag manche abschrecken, aber wie der Datograph und der 1815 Chronograph ist es der Lange-Look. 14
Ablesbarkeit (5): Alle Zeiger haben die richtige Länge und alle Anzeigen sind gut ablesbar. Das Fehlen von Leuchtmasse ist für eine Damenuhr angemessen. 5
Tragekomfort (10): Klassische Größe, geringes Gewicht, gut platzierte Bandanstöße und ein hochwertiges Armband machen das Tragen zu einem Vergnügen. 9
Uhrwerk (20): Ein Manufakturwerk in angemessener Größe und handwerklicher Qualität. Die Dreiviertelplatine gibt mehr preis als bei anderen Lange-Modellen. 19
Bewertungsergebnisse (10): Nahezu perfektes Verhalten in der Praxis und sehr gute Ergebnisse auf der Witschi. 9
Gesamtwert (15): Fairer Preis innerhalb der Lange-Palette und sehr nahe an der F.P. Journe Chronomètre Souverain, einem weiteren Mitglied der seltenen Spezies der Haute Horlogerie-Handaufzugsuhren mit Gangreserveanzeige. 13
INSGESAMT: 92 PUNKTE